Raggadag und Knödel
Unsere Geschichte beginnt ungewöhnlich, ja um Dir die Wahrheit zu sagen und bei genauerem Hinsehen auch zweifelsohne ersichtlich, sogar ausgesprochen ungewöhnlich, das kann ich Dir sagen. Oder wieviele Geschichten kennst Du, die mit einem sprechenden Knödel beginnen? Also ich kenne keine oder besser gesagt kannte keine - denn nun kenne ich sie ja. Aber lass uns noch kurz zurück gehen, an die Stelle nämlich, an der unser sprechender Knödel noch gar kein Knödel war.Es ist ein ruhiger Tag in den Wäldern von Feuerbach an dem nichts aber auch garnichts besonders ist. Der Wind bemüht sich sehr und gibt wirklich sein Bestes die Blätter und Äste in, der den Bäumen so wichtigen Reihenfolge zu belassen. Die Bewohner des Waldes bleiben gerne unter Ihresgleichen und so trägt es sich zu dass die Hasen unten, auf der großen Lichtung leben, während die Adler zum Beispiel auf dem großen Hügel oberhalb von Feuerbach ihren Platz gefunden haben - weit weg von dem geschwätzigen schnattern der Tauben. Ein kleiner Bach, der Feuerbach nämlich bahnt sich seinen Weg durch die freundliche Idylle und versüßt, mit seinem plätschern so manchem Bieber seinen wohl verdienten Feierabend.
Maximi, der kleine Fuchs von Feuerbach, wieselt schnell und galant über die kleinen Unebenheiten am Rande des Feuerbachs. Er verschwindet hier und da mit einem krummrückigem Satz hinter einem Hügel nur um dann wieder mit einem Salto ganz wo anders aufzutauchen. Doch Moment: was sehen denn meine Augen da? An einem besonders schnellen Teil des Feuerbach strudelt und taumelt etwas an der Wasseroberfläche umher. Nanu, auch Maximi, der kleine Fuchs hat das unbekannte Schwimm-Objekt bemerkt und versucht am Rand des Baches mit der Pfote in das Wasser patschend das unbekannte Schwimm-Objekt herauszufischen. „Ach manno!“ ruft Maximi, nachdem ihm das USO schon wieder durch die Lappen gegangen ist und er schon ganz struppig von der Nässe war. „Komm schon her, Du!“. Mit einem gekonnten Pfotenkantenschlag zwirbelt Maximi das USO in einem hohem Bogen aus dem Wasser heraus, hinüber zum Bachufer an dem es unsanft zum Stillstand kommt. „Yuppi!“ stößt Maximi einen Freudenschrei aus und eilt mit flinker Pfote und forschem Blick zu seiner Beute. Es ist grün, es ist hart. Maximi stupst mehrmals vorsichtig mit seiner Pfote gegen das unbekannte grüne Ding. Da, zwei Augen schauen ihn verängstigt aus dem Dunkel des hohlen Dingsbums an. Maximi erschrickt und ruft mit gesträubtem Schwanz „He, komm raus da!“ und setzt nach „Was auch immer Du bist!“. „Ich … ich bin eine Schildkröte“ flüstert es leise aus dem Dingsbums. „Beweise es“ ruft Maximi, dem noch immer nicht ganz geheuer ist was hier gerade passiert. „Da-da-da dann geh ein Schritt zurück“ piepst die Dingsbums-Stimme. „Gut. Ich drehe mich sogar um. Schau“ Maximi geht zwei große Schritte zurück und dreht dem Dingsbums, mit Pfoten vor den Augen den Rücken zu. Es raschelt und rumpelt aus dem Dingsbums. Und gerade als die Schildkröte einen Fuß aus dem Dingsbums streckt, was wie Du sicherlich längst bemerkt hast weniger ein Dingsbums und vielmehr ein Panzer ist, dreht sich Maximi mit ausgestreckter Pfote um und ruft „Hab ich Dich!“.
Was nun geschieht, ist nicht einfacher und besser als mit einem Geräusch zu beschreiben. Fump! Aus der Schildkröte samt Panzer ist zum großen Erstaunen von Fuchs und Schildkröte ein dicker Knödel geworden! „Ach du heiliger Knödel“ ruft Maximi, dem unagenehmerweise das Wasser im Mund zusammenläuft. „Du bist gar keine Schildkröte! Du bist ein Knödel oder im besten Fall ein… Schildknödel!“ „Bin ich nicht!“ wehrt sich der Knödel etwas unglaubwürdig. „Und ob Du das bist, da schau mal her.“ Maximi nimmt den Knödel mit spitzen Pfoten als wäre er ein bisschen dreckig und hält ihn über die Wasseroberfläche, damit er im Wasser sein knödeliges Spiegelbild sehen kann. Einen so laut schluchzenden Knödel hat Maximi noch nie davor gesehen, um genau zu sein hatte er Knödel bis jetzt nur bei seinen Freunden den Meisen gesehen. Aber die haben eigentlich nicht geweint und geschluchzt. „Ich bin kein Knödel!“ der Knödel rüttelt an den Händen von Maximi „Ich bin Raggadag - die Schildkröte - das weiß wirklich jeder.“. sagt Raggadag mit knödelnder Stimme, „Ich bin eine Schildkröte! Also zumindest war ich eine. Jetzt.. ach jetzt weiß ich garnicht mehr was ich eigentlich noch bin.“ Eine kleine Träne kullert aus Raggadag’s Auge, doch wird schon wenige Kuller später von der weichen Knödelhaut aufgesogen. „Raggadag?“ sagt Maximi den Kopf schräg nach oben schauend „Was ist denn das für ein Name?“. „Den haben mir meine Eltern gegeben. Meine Schildkröteneltern.“. „Ist das deine Superkraft? Sich in ein Knödel zu verwandeln?“ „Nein! Wozu sollte das denn gut sein? Ich war noch nie davor ein Knödel und möchte mich auch sofort wieder entknödeln!“. „Ich hab noch nie gehört das sich ein Knödel entknödeln muss!“ gluckst Maximi amüsiert „Ich nenne Dich Ragga Knödel! Und natürlich helfe ich Dir dich zu entknödeln. Ich weiß sogar schon wie wir das anstellen können“. „Wirklich?“ schluchzt Ragga Knödel „Und wie?“ Maximi kraxelt unter Einsatz seiner Vorder- und Hinterpfoten auf einen kleinen Stein, hält die Pfote vor Entschlossenheit zitternd Richtung Himmel und hebt bedeutungsvoll das Kinn „Wir gehen zu Pfanny, dem Pfau - die weiß ALLES über Knödel. Und über Tanzen!“. „Auf zu Pfanny“ rief Ragga Knödel, die plötzlich auf wirklich ganz und garnicht zu erklärende weiße in gleicher Pose neben Maximi stand.